Monika Lier, VWheute, vom 27. Mai 2019
Die Solvabilität der Schaden- und Unfallversicherer hat sich einer Untersuchung der Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH 2018 nicht wesentlich verändert. 2018 betrug die SCR-Bedeckungsquote im Durchschnitt 280 (283) Prozent.
Der Markt weist hinsichtlich der Höhe eine große Streuung auf. Auch bei den Veränderungen hat sich einiges getan: Die Bedeckungsquoten einzelner Versicherer haben bis zu 300 Prozentpunkte verloren und bis zu 500 Prozentpunkte hinzugewonnen, berichteten Eva Remberg und Maxym Shyian, die gemeinsam die SFCR-Berichte von 170 Schaden- und Unfallversicherern untersucht haben. Bei den Extremwerten handelt es sich aber zumeist um Unternehmen mit Sonderereignissen.
"Entgegen der Erwartungen wird mehr Geschäft in Rückdeckung gegeben", so die beiden aktuariellen Berater, die ihren Bericht auf einer MSK-Kundenveranstaltung in Köln vorstellten. Ihr Fazit: Hinsichtlich des Trade-offs von Rückversicherung und SCR-Bedeckungsquote verhalten sich die Unternehmen risikoadäquat.
Die untersuchten 170 Gesellschaften (124 Aktiengesellschaften, 41 Versicherungsvereine und elf öffentlich-rechtliche Versicherer) wuchsen 2018 um 5,1 Prozent auf 83,2 Milliarden Euro verdienter Bruttobeitrag. Davon gingen an die Rückversicherer 24,0 (22,5) Milliarden Euro, womit sich die Rückversicherungsquote auf 28,86 (28,44) Prozent erhöhte. Die größten Veränderungen in der RV-Abgabe gab es der Untersuchung zufolge bei großen Versicherern wie etwa der Münchener Rück-Tochter Great Lake Insurance. Bei untersuchten Gesellschaften erhöhten sich die anrechenbaren Eigenmittel für das SCR um 0,4 Prozent auf 105,126 Milliarden Euro und das SCR um 1,6 Prozent auf 37,59 Milliarden Euro.
Der Untersuchung zufolge ist die durchschnittliche SCR-Bedeckungsquote bei Unternehmen, die das Standardmodell verwenden, mit 298 (302) Prozent höher. Gesellschaften mit internem Solvency ll-Modell kommen auf 222 (227) Prozent. Die Versicherungsvereine weisen mit 417 Prozent die höchste SCR-Bedeckung auf, wobei besonders kleine (bis 25 Millionen Euro Bruttobeitrag) oder große Vereine (über 250 Millionen Euro Beitrag) überdurchschnittlich stark kapitalisiert sind.
VVaGs in der Größenordnung von 25 bis 250 Millionen Euro kommen auf unterdurchschnittliche 208 Prozent. Dagegen erreichen die Aktiengesellschaft weit gehend gleich starke SCR-Quoten auf und kommen addiert auf 221 Prozent. Die Öffentlich-rechtlichen haben eine SCR-Quote von 344 Prozent, wobei die ersten beiden Größenklassen überdurchschnittlich und dritte Klasse unterdurchschnittliche Quoten aufweisen.
Die höchsten SCR-Quoten haben laut MSK vor allem Startups, die das erste Mal eine solche Eigenkapitalberechnung vornehmen mussten. Dies liegt daran, dass Gesellschaften wie Element Insurance AG oder Neodigital Versicherung AG bereits die Mindestkapitalanforderungen erfüllen müssen, auch wenn sie wenig Geschäft in den Büchern haben. Den höchsten Anstieg der Quote verzeichnete die ÖVB Öffentliche Versicherung Bremen AG, die ihr Geschäft übertragen hat. Bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG ist der Zuwachs um 256 Prozentpunkte auf die frischen Eigenmittel aus dem Börsengang zurückzuführen, bei der Alten Leipziger Versicherung AG schlug sich der Verkauf der Rechtsschutzsparte in einem Zuwachs von 96 Prozentpunkten nieder.
Es gibt laut MSK nur einen bedingten Zusammenhang zwischen Diversifikation und SCR-Bedeckungsquote: 15 Prozent der Unternehmen haben nur einen Geschäftsbereich und erzielen dennoch eine SCR-Quote von 244 Prozent. Rund die Hälfte des Marktes arbeitet mit mehr als fünf Geschäftsbereichen und weist eine SCR-Quote von 270 Prozent aus.